Natürlich verlief die Busfahrt mal wieder nicht wie geplant. Irgendwo in Thailand wartete ich in einem kleinen Reisebüro auf den nächsten Transport nach Surat Thani, wo mich eine Fähre auf die Insel Koh Phangan brachte. Mit zwei unterhaltsamen Deutschen war die Fahrt um einiges aufregender, wobei auch das eine oder andere Bier auf der Fähre eine Rolle spielte. Im Resort meiner Freunde aus Seoul angekommen blieb gerade noch Zeit für eine kurze Dusche und Abendessen, dann ging es auch schon zur berüchtigten Full Moon Party, um das neue Jahr zu begrüßen. Was passiert, wenn man über 30.000 Ausländer mit Strand, Alkohol und Silvester kombiniert, kann man sich ungefähr vorstellen. Tatsächlich bietet die Insel aber auch unglaublich viele Orte abseits der Partyhochburg am Strand von Haad Rin, an denen man gemütlich am Strand liegen kann. Seit Beginn meiner Reise verbrachte ich hier die entspannendsten Tage mit (endlich mal wieder) westlichen Spezialitäten wie Rührei oder Sandwiches zum Frühstück und den Nachmittag auf dem Roller zum Erkunden der Insel. Hier wäre ich sicher auch noch länger geblieben, hätte ich nicht auf dem Boden im Zimmer meiner Freunde geschlafen. Außerdem erwarteten mich Peter und seine Familie schon in Bangkok.
Also waren Mike aus Missouri und ich am 2. Januar schon im Nachtzug nach Bangkok. Dank meiner Schlafkabine vergingen die 12 Stunden Fahrt wie im Flug. Am Bahnhof angekommen erwartete uns schon Peters Mutter und brachte uns zuerst in die Stadt für die ersten Eindrücke, und später nach Hause. Nach Abendessen und Eis nagte die lange Reise an mir und wir gingen zur Abwechslung mal früh ins Bett, auch im Hinblick auf die Pläne, um 7 Uhr für Frühstück und Stadtbesichtigung aufzustehen. So klapperten wir sonntags die großen Attraktionen in der unerträglichen Hitze ab und waren nachmittags so gut wie bettfertig. Da kam ein Mittagsschlaf im klimatisierten Zimmer wie gerufen. Ein weiterer Tag auf dem größten Ramschmarkt der Welt und es war auch schon Zeit für die Fahrt nach Kambodscha.
Geplant 8 Stunden, Fahrtzeit 12. War ich überrascht? Weniger. Es ging nach Siem Reap im Norden Kambodschas, eine Stadt die hauptsächlich für das weltweit größte religiöse Bauwerk Angkor Wat bekannt ist. Dass der Haupttempel auf der Flagge Kambodschas abgebildet ist, macht deutlich, wie wichtig dieser für die Nation ist. Obwohl ich drei Nächte in Siem Reap verbrachte, sah ich außer Tempelanlagen in der Stadt ziemlich wenig. Das kann ich einerseits dem Fakt zuschreiben, dass es dort sonst wenig zu tun gibt, aber auch dem, dass ich dort eine Britin und einen Bulgaren kennen lernte. Zusammen verbrachten wir einige Zeit einfach am Tisch vor unserer Bleibe, plauderten über Gott und die Welt und lachten über so ziemlich alles. Aber zurück zu Angkor Wat. Die Tempelanlagen waren unglaublich beeindruckend allein durch die schiere Größe und die tausenden Details, die überall zu finden sind. Beim Erkunden musste man sich immer wieder daran erinnern, dass viele dieser Gebäude gute 900 Jahre alt sind. Trotz hunderter Touristen, die schon bei Sonnenaufgang das gesamte Gelände besetzten, hinterließ Angkor Wat einen bleibenden Eindruck. Dazu kam die Vorfreude auf meinen geplanten Tauchkurs in Sihanoukville, Kambodscha.
Ein kurzer Flug machte diese Reise um einiges einfacher. Eigentlich hätte ich mir aber vorher schon Gedanken über die Kombination Tauchen und Husten machen können. Letzterer verfolgt mich nämlich schon eine gute Weile. Besser spät als nie fiel mir dann aber ein, dass 300 Dollar für eine verhustete Taucherfahrung nicht das Gelbe vom Ei sein werden. Also verbrachte ich einen Nacht und einen Tag am wunderschönen Strand und fuhr abends, mal wieder mit einigen Komplikationen, in die Hauptstadt Phnom Penh. Dort lernte ich gestern einiges über die schwierige Geschichte des Landes. Hauptsächlich ging es um den Genozid während des Khmer Rouge Regimes, welcher 3 Millionen Menschen das Leben kostete. Noch zwei Tage verbringe ich hier. Kambodscha ist bis jetzt das ärmste Land auf meiner Reise, was man sowohl in der Stadt aber auch auf dem Land erkennt. Straßen sind teils nicht vorhanden, teils mit riesigen Schlaglöchern versehen. Die schlecht bezahlte Arbeit hier kommt größtenteils von Textilfabriken und Touristen. Trotzdem sind die Menschen sehr gastfreundlich, auch wenn man hier und da auf die typischen Touri Fallen achten muss. Für die verbleibenden Tage steht noch eine Reise in den Norden Thailands an und dann freue ich mich auch tatsächlich wieder auf einen geregelten deutschen Tagesablauf.
Man beachte außerdem den anderen Artikel Malaysia /13/ ein Stück weiter unten. Ich hab die ziemlich lange Geschichte zur Übersicht in zwei Teile aufgeteilt.
Bis bald
Julian